Streuobstwiese – vielfältiger Er-Lebensraum

Stillstand oder Erwachen?

Der Jahreswechsel naht und ich blicke zurück. Wir schreiben den zweiten März des Jahres 2020:
“Die halbe Welt steht still und alle sind eingeschränkt in ihrer Bewegungsfreiheit. Alle? Naja, eigentlich nur die menschliche Spezies. Der Rest des Lebens, also alle anderen Trilliarden Lebewesen sind gerade am Erwachen. Erwachen in eine neue Zeit?

Ja 🙂 denn der Frühling wartet nicht bis wir fertig sind mit unserer Pandemie und so geht es nicht nur im Garten los sondern es ist auch Baumpflanzzeit. Bäume pflanzen und Biodiversität erhöhen sind ja nach wie vor ein Gebot der Stunde und fallen eindeutig in die Kategorie unverschiebbar!“

Und so haben wir während des ersten Covid-19-Lockdowns im Frühjahr viel Zeit am ehemaligen Truppenübungsplatz verbracht, umfangreiche Wasserhaushalts- und Bodenverbesserungsmaßnahmen getroffen, über 160 Obstbäume und eine Vielzahl weiterer Wild und Nutzsträucher gepflanzt sowie einigen neuen tierischen Mitbewohner*innen eine neue Heimat geschenkt. Jippiejej!!

Finanzielle Unterstützung bekommen wir für dieses Projekt von der Stiftung Blühendes Österreich.

Wie kam es dazu? 

Es folgt ein kurzer Exkurs über Entstehung und Umstände des Projekts. Wer gleich weiter lesen will über die Inhalte kann weiter nach unten springen zur Überschrift Zur Umsetzung unseres Projekts.“

Im Herbst 2019 haben wir kurzerhand ein Projekt beim Naturschutzpreis »Die Brennnessel« eingereicht und 20.000 Euro gewonnen.

Das ging alles recht schnell und so mussten wir uns quasi im Nachhinein als “Ökodorfgemeinschaft” der Frage stellen ob wir das Geld jetzt wirklich nehmen wollen.. 

Nicht annehmen?? Wie jetzt? 

Also, es ist so: Die Brennnessel wird von der REWE Stiftung „Blühendes Österreich“ finanziert. Und wie wir wissen sind Supermärkte (+ deren Ketten) ja nicht wirklich so super wie sie tun für das planetare Wohlbefinden sondern es gibt viel berechtigte Kritik an kapitalistisch organisierten Großkonzernen… Und wir? Wir verstehen uns als ein zukunftsorientiertes Modell-Projekt und wollen daher natürlich nicht so unkritisch REWE dabei helfen sich ein grünes Mascherl umzuhängen, das dazu dient Image und Gewissen rein zu waschen und gleichzeitig alltägliche zerstörerische Praxen fort zu führen (Stichwort Greenwashing > siehe hier). oder hier).

So sind wir also in uns gegangen: Einzelne sagten: „ja, mach ma ’s halt aber ich will nix zu tun haben damit“. Andere sagten: “Ja, sicher, wenn sie Geld für Ökologie und Biodiversität zur Verfügung stellen, dann nehmen wir es doch bitte und machen was Sinnvolles damit.” Wieder andere sagten: “Grundsätzlich ja, aber wir sollten recherchieren, berichten, thematisieren und auf keinen Fall einen Knebelvertrag unterschreiben oder ähnliches.” 

Also haben wir recherchiert was dieser Konzern überhaupt so alles macht.

REWE – wer ist das?

Nun gut. Der REWE Konzern besteht aus mehreren bekannten Firmen: Billa, Merkur, Penny, Bipa und Adeg. Studien renommierter NGOs zeigen (z.B.: OXFAM), dass sie nicht wirklich besser sind als die anderen Handelsketten. Aber auch nicht schlechter.
Gelegentlich stösst man auf erfreuliche Initiativen für mehr regionale Produkte und auf Kooperationen mit Global 2000, Birdlife und dem Umweltdachverband. Im Bereich Umweltengagement ist die Stiftung Blühendes Österreich sogar die einzige ihrer Art. Jedes Jahr werden rund eine Million Euro in die Stiftung eingebracht. Wundervoll und gleichzeitig auch wieder eine vergleichsweise niedrige Summe bei 8,7 Milliarden Umsatz.

Unser persönlicher Eindruck der beteiligten Menschen war jedenfalls durchwegs positiv. Florian Rüdisser: „Ein Team, von engagierten Ökolog*innen und Partner*innen machen dort sehr wertvolle Arbeit. Am Workshop mit den anderen Gewinner*innenprojekten (allesamt sehr spannende Initiativen) gab es auch Raum unsere Zweifel anzusprechen und viel guten fachlichen Austausch!“

Hm.. Für uns also eine mittelgute Partner*in?
Oder lieber doch keine Partner*in?

Klimakrise – Flatten the Curve

Klimagerechtigkeit ist zweifelsohne das brennendste Thema unserer Generation! 

Noch viel stärker als bei der aktuellen Covid 19 Pandemie braucht es uns ALLE um die heranrollende Klimakatastrophe einzudämmen. Hier brauchen wir ein vielfach intensiveres Bemühen für ein erfolgreiches Flatten-The-Curve.

Andernfalls werden die darauf folgenden Todeszahlen alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen. Nicht nur unter den vielen (aus)sterbenden Tiere und Pflanzen sondern auch unter uns, der globalen Menschengemeinschaft. 

ALLE! 

Die Herausforderung die Klimakatastrophe einzudämmen braucht also einen globalen Schulterschluss und ein entschlossenes Engagement von uns ALLEN.

Unter den gegebenen Umständen also ein Grund mehr dieser Partner*in REWE die Hand zu reichen und zu sagen: Ja! Und bitte mehr davon! Und ernsthafter. Und gründlicher. Mehr Biodiversität, mehr Förderung kleiner regionaler Betriebe, faire Entlohnung für Produzent*innen, alle schlechten Produkte aussortieren und dafür gute Produkte fördern, Verpackung drastisch reduzieren, uvm…

Und: Am besten selbst thematisieren wie der zukunftsfite Supermarkt von morgen aussehen könnte. Parallel dazu langsam und allmählich gesund schrumpfen 🙂 

Zur Umsetzung unseres Projekts: Streuobstwiese als ErLebensraum

Nach unserer Entscheidung so damit zu gehen wollten wir Bauchweh und Schwere auch wieder hinter uns lassen und es ging endlich an die Umsetzung unseres Projekts.

Hier findet ihr einen Projektsteckbrief mit fachlichen Infos zum Projekt.

Vielfaltsräume erweitern 

Unser Ziel ist es einen nächsten Schritt in der Einlösung unseres Versprechens zu gehen, auf dem uns anvertrauten Land viele unterschiedliche Biotope zu schaffen: 

Wir erweitern unsere bestehenden Biotop Flächen um das Projekt „Streuobstwiese als vielfältiger (Er-)Lebensraum“ und es entsteht somit ein großer zusammenhängender Landschaftsbereich, der eine hohe Vielfalt an Lebensräumen und Mikrobiotopen aufweist.

Biotop Streuobstwiese

So eine Streuobstwiese ist ein äußerst spannendes Biotop!

Streuobstwiesen beherbergen eine enorme Artenvielfalt.  Sie sind “Hotspots” der Biodiversität und können Lebensraum für mehr als 5000 Tier- und Pflanzenarten sein. Mehr als ein Drittel aller heimischen Pflanzenarten haben dort ihr Hauptvorkommen. Zudem wachsen rund 40 Prozent der gefährdeten Pflanzen auf derartigen Grünlandflächen. Neben Wildkräutern und Wildblumen bieten Streuobstwiesen auch einer Unmenge von Insekten und anderen Tieren Lebensraum, darunter Wirbeltiere wie Vögel und Grasfrösche sowie Heuschrecken und Spinnen bis zur kaum überschaubaren Kleinlebewelt der Blütenbesucher*innen. (aus dem Projektsteckbrief)

Vorbereitete Umgebung und geeignete Umfelder 

Die sprichwörtliche Grundlage für ein glückliches Baum- oder Pflanzenleben ist ein guter Boden. Auf den 1,8 ha Fläche auf denen wir dieses Projekt umsetzen gibt es diesbezüglich ein paar Herausforderungen: “Der Boden ist durch teilweise stauendes Hangwasser beeinflusst. Das Bodenprofil zeigt eine stark verdichtete, spärlich durchwurzelte Sperrschicht ab einer Tiefe von etwa 50 cm.“ (aus dem Projektsteckbrief)

Inspiriert von der Permakultur-technik des „Keyline Design” haben wir also 2 Wochen lang (am TÜPL- Gelände) Gräben, Dämme und Teiche gegraben, um den Wasserhaushalt und die Bodenstruktur zu verbessern. 

Vermehrt Schönes – Pflanzt Vielfalt

Als nächsten Schritt sind wir mit Kind und Kegel aufgebrochen. Die Gemeinde hatte uns zuvor bestätigt, dass wir als ein Haushalt gelten und somit nicht gegen die Corona Verordnungen verstoßen. An vier gemeinschaftlichen Pflanztagen haben wir über 160 Obstbäume gepflanzt. Wir suchten nach einer gelungenen Mischung aus alten regionalen Obstsorten, Nüssen und Wildobst sowie einigen geschmacklich verheißungsvollen Bäumen.

Äpfel, Birnen, Haselnüsse, Kakis, Kirschen, Kornelkirsche, Marillen, Maronis, Maulbeeren, Mispeln, Nashi, Pawpaws, Pfirsiche, Quitten, Walnüsse, Zwetschke, Granatäpfel, Feigen, Pekannüsse, Holunder, Rosinenbäume, Ölweiden und vieles mehr…

In den folgenden beiden Wochen schwärmten wir dann weitere Male in kleineren Gruppen aus und pflanzten noch etwa 400 ökologisch wertvolle Wild- und Nutz- und Beerensträucher.

Abgerundet wurde das Projekt durch neue Bienenstandorte, weidende Schafe, schöne Kindertreffpunkte und Verweilflächen sowie ein paar flankierende ökologische Maßnahmen wie zB Totholzwälle, Steinhäufen und Feuchtbiotope.

Ausblicke 

In den kommenden Jahren entwickelt sich das Gelände zu einem lebendigen Ortes des Lernens, Wunderns, Spielens, Genießens und sich-des-Leben-Freuens und last but not least zur Heimat für eine große Vielfalt an Lebewesen.

Achja: und ganz nebenbei versorgen uns diese Flächen zukünftig mit allerlei wohlschmeckenden Gaben, die wir und unsere Besucher*innen direkt genießen sowie in der Gemeinschaftsküche verarbeiten und veredeln. 

So freuen wir uns schon sehr Euch hoffentlich bald persönlich unser neues Stück Paradies zeigen zu dürfen!